Das italienische Maedchen by Lucinda Riley

Das italienische Maedchen by Lucinda Riley

Autor:Lucinda Riley [Riley, Lucinda]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3442480094
Goodreads: 20986900
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 1995-12-31T23:00:00+00:00


27

London, Oktober 1980

Rosanna wachte bereits um halb sieben auf, ging ins Bad und hinunter in die Küche. Draußen hing dichter Herbstnebel. Die Blätter an dem Baum im Garten verfärbten sich und fielen eines nach dem anderen zu Boden, ein eindeutiges Zeichen, dass der Sommer vorbei war. Rosanna machte sich eine Tasse Tee, sank ächzend auf einen Stuhl und schmiegte den Kopf an die kühle Oberfläche des Tischs.

Um elf Uhr würde Roberto nach New York aufbrechen.

Die Abschlussvorstellung von La Bohème acht Wochen zuvor, ihr vorerst letzter gemeinsamer Auftritt, hatte sie wehmütig gestimmt. Seitdem hatten sie versucht, fröhlich zu sein und die gemeinsame Zeit zu genießen, obwohl die bevorstehende Trennung sie belastete.

Rosanna spürte, wie das Baby in ihrem Bauch strampelte. Sie richtete sich auf. Beim Abschied würde sie nicht weinen, weil Roberto sich nicht an ein aufgedunsenes Wrack mit roten, verheulten Augen erinnern sollte. Sie trank ihren Tee aus und ging schwer atmend nach oben, um zu duschen.

Eine Stunde später setzte sich Roberto seufzend an den Tisch.

»Kaffee ist in der Kanne, und ich hab dir Würstchen gebraten, weil du die so gern magst.« Rosanna rang sich ein Lächeln ab.

»Danke, cara.«

Sie gab Würstchen, gebratene Pilze und Tomaten auf zwei Teller und stellte sie auf den Tisch.

»Mm, das sieht köstlich aus.«

»Das Flugzeugessen ist ja immer grässlich, deswegen wollte ich dir noch mal was Besonderes bieten. Aber versprich mir, in New York auf dein Gewicht zu achten. Dr. Hardy meint, du solltest mindestens zwölf Kilo abnehmen.«

»Ja.« Roberto begann zu essen. »Ich wohne bei Chris, dort kannst du mich erreichen. Wenn es etwas Wichtiges geben sollte, rufst du einfach in der Met an. Die geben mir dann Bescheid.«

»Es wird schon alles gut gehen. Ich hab dem Kleinen da drin eingeschärft, dass es erst rausdarf, wenn sein Papà wieder da ist. Es sind noch sechs Wochen. Noch sechs Wochen«, seufzte sie. »Bekomme ich ein Baby oder einen kleinen Elefanten? Stell dir nur vor, wie dick ich sein werde, wenn du nach Hause kommst. Vielleicht bin ich bis dahin geplatzt.«

»Bitte ruf Dr. Hardy, falls es Probleme geben sollte.«

»Ja.«

»Einsam wirst du nicht sein, cara. Bestimmt schauen viele Leute von Covent Garden bei dir vorbei.«

»Mach dir keine Gedanken.«

Sie aßen beide kaum etwas. Schließlich stand Rosanna auf und räumte die Teller weg.

»Ich geh mal lieber duschen«, sagte Roberto.

Sie sah auf die Uhr. In weniger als einer Stunde würde er fort sein.

»Der Wagen ist da.« Roberto schlüpfte in seinen Mantel.

Rosanna zwang sich, nicht zu weinen.

»Amore mio.« Roberto schlang die Arme um sie. »Wie ich dich liebe und schon jetzt vermisse. Ich werde die Tage zählen, bis ich wieder bei dir bin.«

»Pass auf dich auf, Roberto. Ti amo, caro.«

Er nickte und lief die Treppe hinunter zum wartenden Wagen. Dort drehte er sich zu Rosanna um, warf ihr beim Einsteigen eine Kusshand zu und winkte, als das Auto losfuhr.

Dann war er weg.

Die erste Woche ohne Roberto zog sich endlos dahin, obwohl Rosanna immer wieder Besuch bekam. Manchmal empfand sie das als willkommene Ablenkung, dann wieder fühlte sie sich so müde, niedergeschlagen und schwach, dass sie ihre Gäste am liebsten gleich wieder verabschiedet hätte.



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